Dr. Adolph Wetzlar

Jaegerstraße 9 (Carl-Bosch-Gymnasium) und Karolina-Burger-Str. 8

Dr. Adolph Wetzlar war Lehrer an der Oberrealschule in der Jaegerstraße, dem heutigen Carl-Bosch-Gymnasium. Er wurde 1933 aus dem Schuldienst entlassen. 1942 wurde er nach Theresienstadt deportiert und zwei Jahre später in Auschwitz ermordet.

Biografie

Nach Recherchen von Schülern des Carl-Bosch-Gymnasiums, der Nachfolge-Schule der Oberrealschule, an der Wetzlar lehrte. Informationen über die Zeit nach dem Krieg von Michael Wetzlar, Stand 2009/2011.

 

Adolph Wetzlar wurde am 15. Oktober 1874 in Würzburg geboren. Er besuchte dort das Realgymnasium und legte das Abitur ab. Er studierte neuere Sprachen und legte die Staatsprüfung für das Lehramt an höheren Schulen ab. Im Jahr 1909 heiratete Wetzlar in Nürnberg Elise Lippstadt, geboren am 19. April 1889 in Königsberg. Sie hatten zwei Söhne: Heinz, geboren am 18. Januar 1911 in Kronach, und Lothar, geboren am 7. August 1916 in Neu-Ulm. Die Ehe scheiterte, 1930 ließ sich das Ehepaar in Frankenthal (Pfalz) scheiden.

 

Am 14. Januar 1932 verheiratete Wetzlar sich in Ludwigshafen mit Else, geborene Spitz. Sie war geboren am 4. November 1893 in Zirke in der Provinz Posen. Ab dem Schuljahr 1924/25 unterrichtete Professor Adolph Wetzlar Englisch und Französisch an der Oberrealschule an der Jaegerstraße in Ludwigshafen. Wiederholt hielt er sich in Frankreich und England auf, zuletzt 1929, um dort seine Sprachkenntnisse aufzufrischen. Er verfasste außerdem Lehrbücher. Dr. Wetzlar war Mitglied des Literaturkreises Pfalz, Zirkel Ludwigshafen, den er zusammen mit dem Lehrer Hans Loschky leitete. Er engagierte sich zudem in der Demokratischen Partei.

 

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten begann ein Kesseltreiben gegen den Lehrer. Demonstrationen wurden gegen ihn angezettelt. Auf Veranlassung der Hitlerjugend versammelte sich am 13. Mai 1933 eine Anzahl von Schülern und Eltern, um gegen den jüdischen Studienprofessor zu demonstrieren. Als die Schulleitung der Oberrealschule die Kundgebung nicht genehmigte, hinderten die Schüler Klassenkameraden am Betreten der Schule. Kultusminister Hans Schemm nahm diesen Vorfall zum Anlass für einen Protest bei der HJ–Landesführung. Dr. Wetzlar wurde schließlich am 1. September 1933 als „Volljude“ aus dem Schuldienst entlassen.

 

Schon wenig später, am 4. Oktober 1933, siedelte der Professor von Ludwigshafen nach Mannheim über, schließlich meldete er sich am 4. Mai 1936 nach München ab. Dort unterrichtete er jüdische Kinder, die nicht mehr die öffentlichen Schulen besuchen durften und bot noch im Sommer 1941 in der israelitischen Kultusgemeinde Englischkurse an. Von München wurden Adolph und Else Wetzlar am 15. Juli 1942 nach Theresienstadt und am 28. Oktober 1944 schließlich mit einem der letzten Transporte nach Auschwitz deportiert. Beide wurden dort ermordet.

 

Wetzlars Söhne Heinz und Lothar waren bereits 1933 nach Paris emigriert, 1936 dann über Spanien nach Portugal, schließlich wieder nach Südfrankreich, wo sie bis 1942 im Untergrund lebten. Von dort flohen sie in die Schweiz. Nach dem Krieg lebten sie zunächst wieder in Frankreich und kehrten 1954 nach Deutschland zurück, wo sie in Heidelberg die Fremdsprachenbuchhandlung Wetzlar aufbauten. Beide sind inzwischen verstorben. Lothars 1962 geborener Sohn Michael lebt in Shanghai.

Für Adolph Wetzlar sind zwei Stolpersteine verlegt worden: Am 22. November 2007 vor dem Carl-Bosch-Gymnasium, der früheren Oberrealschule an der Jaegerstraße, und am 2. April 2011 vor dem früheren Wohnhaus in der Karolina-Burger-Straße 8, Ludwigshafen-Mundenheim.