Friedrich Wilhelm Wagner war SPD-Mitglied und Reichstagsabgeordneter. Er wurde bereits im März 1933 verhaftet, konnte aber entkommen und floh über die Schweiz und Frankreich in die USA. Nach dem Krieg kam er nach Deutschland zurück, wo er Bundestagsmitglied und später Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts wurde.
Jan Schreiber
Friedrich Wilhelm Wagner wurde am 28. Februar 1894 in Ludwigshafen am Rhein geboren. Er studierte Jura/Staatswissenschaften und Philosophie und 1917 trat er in die SPD ein. 1922 wurde er Anwalt. Ab 1927 leitete er den Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold in der Pfalz. Von 1930-1933 war er Mitglied im deutschen Reichstag. Von 1920 bis 1931 an war er Vorstandsmitglied der freireligiösen Gemeinde Ludwigshafen, davon fünf Jahre als zweiter Vorsitzender tätig, und gab sein Amt auf, als er zum Reichstagsabgeordneten gewählt wurde.
Da er aktiv gegen den Nationalsozialismus aufgetreten und einer der führenden Sozialdemokraten in der Pfalz war, wurde er 1933 in Frankenthal verhaftet und floh einen Tag später über die Schweiz nach Frankreich. Sein ganzer Besitz wurde beschlagnahmt. 1937 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. In Frankreich setzte er sich 1936 für Emigranten ein. Er floh 1940 nach Portugal und 1941 in die USA.
1946/1947 konnte er nach Deutschland zurückkehren, im selben Jahr eröffnete er wieder in Ludwigshafen seine Anwaltspraxis und war politisch aktiv. 1948 wurde er Mitglied im Parlamentarischen Rat. Dank ihm wurde die Todesstrafe nicht ins Grundgesetz aufgenommen: „Der Staat hat das Leben nicht gegeben, der Staat hat nicht das Recht das Leben zu nehmen“. Sechs Jahre lang war er Präsident der pfälzischen Anwaltskammer. Von 1949 bis 1961 war er Mitglied des Bundestages, außerdem von 1948 bis 1961 im Stadtrat. 1961 wurde er Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts und Vorsitzender des 2. Senates. 1967 ging er in Ruhestand. Bis zu seinem Tod am 17. März 1971 in Ludwigshafen setzte er sich für Menschenrechte ein.
Eine lesenswerte Biographie ist im Verlag J.H.W. Dietz Nachf. erschienen: Andreas Marquet: Friedrich Wilhelm Wagner 1894-1971 – Eine politische Biographie, 488 S
Friedrich Wilhelm Wagner – ein akustischer Stolperstein von Elske Braut, SWR 2
Der Stolperstein für Friedrich Wilhelm Wagner wurde am 30. November 2012 vor dem Wohnhaus in der Rubensstraße 25 verlegt.