Fritz Bunz

Ludwigstraße 46

Fritz Bunz wurde 1943 wegen „Unzucht mit Männern“ zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.

Biografie

von Dr. Stefan Mörz

 

Fritz Bunz wurde 1883 in Ludwigshafen als Sohn von Eberhard Friedrich Bunz geboren, der seit 1872 mit Friedrich Bender in der Stadt die florierende Firma „Bender & Bunz“ für Farben, Öle und Lacke betrieb. Firmen- und Wohnsitz war die Ludwigstraße 46.

 

1910 übernahm Bunz, der nach eigenen Worten „die beste Erziehung“ genossen hatte, zu der neben einer kaufmännischen Ausbildung im väterlichen Geschäft auch ein Aufenthalt in Paris zum Erlernen des Französischen gehörte, allein die Leitung der väterlichen Firma. Nach Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg kehrte Bunz nach Ludwigshafen zurück und lebte mit seinen beiden wie er ledigen Schwestern im Haus in der Ludwigstraße.

 

Bunz war homosexuell, hatte seine Neigung wohl nur im Geheimen leben können und geriet erst während des Zweiten Weltkriegs, 1943, in Konflikt mit der einschlägigen NS-Strafgesetzgebung. „Wegen dreier Vergehen der Unzucht mit Männern“ wurde er in Haft genommen. Der Anklage zufolge hatte er zwei Männer im Verlauf von Straßenbahnfahrten im Gedränge „unsittlich“ belästigt, in einem dritten Fall war es „bei einem Italiener“ in einer öffentlichen Bedürfnisanstalt zu sexuellen Handlungen gekommen. Seine bisherige Unbescholtenheit sollte sich für den 59jährigen nicht strafmildernd auswirken. Stattdessen hielt es das Gericht für straferschwerend, dass „der Angeklagte in übler Weise Fahrgäste, die er nicht kannte, belästigte. Der Schutz der Fahrgäste der öffentlichen Verkehrsmittel vor derartigen unsittlichen Belästigungen verlangt, dass auch bei noch nicht vorbestraften Volksgenossen scharf durchgegriffen werden muss.“ Für beide Fälle setzte daher das Gericht eine Gefängnisstrafe von je zwei Monaten fest, während es für den Fall der sexuellen Handlungen mit dem Italiener, „der mit dem Vorgehen des Angeklagten offenbar einverstanden war“, eine Gefängnisstrafe von drei Wochen bestimmte.

 

Bunz musste seine Haftstrafe in der Strafanstalt Kislau verbüßen, wo schlechte Behandlung ihm gesundheitlich stark zusetzte. Seine Firma wurde als nicht kriegswichtig derweil liquidiert, das gesellschaftliche Ansehen war durch den Gefängnisaufenthalt vermutlich zerstört. Nur kurze Zeit nach seiner Haftentlassung wurde das Haus in der Ludwigstraße durch einen Luftangriff völlig zerstört.

 

Fritz Bunz zog mit seinen beiden Schwestern, die während der Haft zu ihm gestanden und ihn häufig besucht hatten, nach Heidelberg in die Villa der aus der Nachbarschaft stammenden befreundeten Familie Arbini, die sich im Dunstkreis der Verschwörer des 20. Juli 1944 bewegten. Dort, in Heidelberg, ist Bunz 1955 gestorben.

 

Dieses kurze Lebensbild ist ein kleiner Auszug aus der wesentlich umfassenderen Biographie von Rainer Bunz, der sie dem Stadtarchiv Ludwigshafen zur Verfügung gestellt hat.

Der Stolperstein für Fritz Bunz wurde am 25. Oktober 2020 vor dem Wohnhaus in der Ludwigstraße 46 verlegt.