Gertrud Michel

Pfalzgrafenstraße 67

Gertrud Michel kam aus Berlin nach Ludwigshafen. Sie war verheiratet und hatte zwei Töchter. Im April 1942 wurde sie zusammen mit ihrem Ehemann und einer ihrer Töchter nach Izbica deportiert. Dort verliert sich ihre Spur.

Biografie

Recherchen der Enkelin Judith Rhodes, Klasse 10a des Geschwister-Scholl-Gymnasiums und Informationen von früheren Freundinnen Ursula Michels

 

Gertrud Grün wurde am 13. April 1893 in Berlin als Tochter einer jüdischen Mutter (geborene Levy) und eines protestantischen Vaters geboren. Sie wurde protestantisch getauft. Am 31. Juli 1921 heiratete sie Heinrich Michel, einen entfernten Cousin, der aus dem südpfälzischen Oberlustadt stammte und jüdischen Glaubens war. 1923 und 1927 wurden die Töchter Ursula und Lilli geboren.

 

Die Familie lebte in der Pfalzgrafenstraße 67 in einer Dienstwohnung, da Heinrich Michel als Justizinspektor beim Amtsgericht Ludwigshafen beschäftigt war. Diese Stelle verlor er allerdings nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten. In der Pogromnacht wurde die Wohnung der Familie vollständig verwüstet. Die vier Michels flüchteten sich in eine darüber liegende Wohnung, doch Heinrich Michel wurde verhaftet und ins KZ Dachau gebracht. Im Dezember durfte er wieder nach Hause.

 

Im Mai 1939 wurde die Familie gezwungen, die Amtswohnung zu räumen, und zog daraufhin nach Mannheim. Im August desselben Jahres trennten sich die Michels schweren Herzens von ihrer Tochter Ursula und schickten sie mit einem Kindertransport nach England, um sie zu retten. Die Eltern versuchten mit der jüngeren Tochter Lilli in die Schweiz zu fliehen, wurden aber an der Grenze abgewiesen. Im April 1942 schließlich wurden Gertrud, Heinrich und Lilli Michel aus Mannheim über Stuttgart nach Izbica deportiert. Eine letzte Nachricht an die Berliner Verwandten trägt das Datum vom 2. August 1942. Die meisten der nach Izbica verschleppten jüdischen Menschen wurden in den Vernichtungslagern Belzec und Sobibor ermordet.

Der Stolperstein für Gertrud Michel wurde am 3. Mai 2010 vor dem Wohnhaus in der Pfalzgrafenstraße 67 verlegt.