Hermine Heilborn kam aus Neustadt nach Ludwigshafen. 1933 heiratete sie Benno Barme, und zwei Jahre später kam ihre gemeinsame Tochter Ruth zur Welt. 1936 gelang ihnen – auf unterschiedlichen Wegen – die Auswanderung in die USA.
Recherchiert von Bernhard Sommer
Hermine Helene Heilborn wurde am 30. März 1904 in Neustadt an der Haardt (heute Neustadt an der Weinstraße) geboren. Ihre Eltern betrieben dort ein Kurz- und Modewarengeschäft.
Die Familie zog später nach Ludwigshafen. Hermine war als kaufmännische Angestellte tätig. In Ludwigshafen lernte sie ihren späteren Ehemann Benno Barme kennen. Am 2. März 1933, also kurz nach der Machtübernahme durch die Nazis, heirateten die beiden auf dem Standesamt Ludwigshafen. Hermine zog zu Benno, der im Haus seiner Mutter Mina Sommer und seines Stiefvaters Georg Sommer in der Gartenstadt im Erlenweg 16 (heute Ebereschenweg) wohnte.
Inmitten des Nazi-Terrors erlebten Benno und Hermine im Sommer 1935 die Geburt der gemeinsamen Tochter Ruth, die laut Eintrag im Heiratsbuch der Stadt Ludwigshafen in Mannheim zur Welt kam. Im Gegensatz zu seiner Mutter Mina, für die eineAuswanderung nicht in Frage kam, ließ sich Benno am 14. Januar 1936 eine Auswanderungsgenehmigung ausstellen und emigrierte am 29. Januar 1936 mit dem Dampfschiff „Majestic“ von Cherbourg nach New York. Von dort aus suchte er seinen in Syracuse wohnenden Stiefonkel Peter Sommer auf, der bereits 1925 ausgewandert war. Hermine erhielt schließlich am 13. Juni 1936 eine Auswanderungsgenehmigung und emigrierte, zusammen mit ihrer gerade elf Monate alten Tochter Ruth, am 29. August 1936 mit dem Dampfschiff „Statendam“ von Rotterdam aus nach New York. Ihr Ehemann Benno konnte in der Zwischenzeit eine Bleibe in Syracuse finden.
In Syracuse angekommen, begann für die kleine Familie ein neues Leben fernab ihrer ursprünglichen Heimat. In einer Volkszählung von 1940 ist Benno noch als Möbelverkäufer verzeichnet, bevor er im Februar 1944 eine staatliche Prüfung als Versicherungsmakler ablegte. Am 6. September 1954 schließlich heiratete Tochter Ruth den aus Prag (heutige Hauptstadt Tschechiens) stammenden Paul Gabriel Keat, einen Wirtschaftsdozenten an der Syracuse University. Am 1. Oktober 1955 erblickte die Enkeltochter Diana Pauline Keat das Licht der Welt. Hermine engagierte sich als Mitglied der Temple Society of Concord, einer reformjüdischen Gemeinde in Syracuse. Ebenso war sie zeitweise Mitglied des Nationalrats jüdischer Frauen sowie Schatzmeisterin und Vize-Präsidentin der Hadassah, einer jüdischen Frauenbewegung in den USA, die sich insbesondere für das Gesundheitswesen in Israel und für die Stärkung der Position der Frauen einsetzt.
Benno Barme verstarb am 16. September 1960 im Alter von 58 Jahren in Syracuse. Kurz nach seinem Tod zog seine Witwe Hermine in den New Yorker Vorort Levittown, wo auch ihre Tochter und ihre Enkelin wohnten. Hermine Barme überlebte ihren Ehemann um 19 Jahre. Sie verstarb am 25. Oktober 1979. Beide fanden ihre gemeinsame letzte Ruhestätte auf dem Frumah Packard Cemetery in Syracuse.
Der Stolperstein für Hermine Barme wurde am 12. Juli 2022 vor dem Wohnhaus im Ebereschenweg 16 in Ludwigshafen-Gartenstadt verlegt.