Wilhelm Caroli war katholischer Pfarrer in Rheingönheim. Er wandte sich von Anfang an gegen die Nazi-Diktatur und wurde dafür bereits 1933 von NSDAP-Schlägern schwer verletzt. Da er auch nach einer Haft nicht von seiner Kritik am Nationalsozialismus abließ, wurde er 1942 in das KZ Dachau verschleppt, wo er noch im selben Jahr verstarb.
Quelle: Ökumenischer Gemeindebrief der katholischen und protestantischen Kirchengemeinde in Rheingönheim, Winter 2002/2003
Am 7. April 1895 wurde Maria Joseph Leo Wilhelm Caroli in Saarlouis geboren. Seine Eltern waren Adolf Caroli und Anna Scholastika Catharina Caroli, geborene Schneider. Um Ostern 1914 trat Wilhelm Caroli im Alter von 19 Jahren ins Priesterseminar in Trier ein. Unterbrochen wurde seine theologische Ausbildung durch den Dienst als Sanitätsunteroffizier während des ersten Weltkrieges. Sein Theologiestudium setzte er schließlich im Speyerer Priesterseminar fort, wo er am 12. März 1921 zum Priester geweiht wurde.
Zunächst war der junge Geistliche als Kaplan in Ludwigshafen, Grünstadt und Kusel tätig, bevor er 1926 zur Pfarrei St. Joseph in Rheingönheim kam, zunächst als Pfarrverweser, dann ab 1. Dezember als Pfarrer. Von 1928 bis 1933 fungierte der streitbare Theologe als Schriftleiter des Ludwigshafener Katholischen Kirchenblattes. Caroli machte keinen Hehl aus seiner Ablehnung der Nationalsozialisten, brandmarkte ihren Antisemitismus, und so wurde er bereits am 26. Juni 1933 Opfer eines Überfalls durch drei Schläger aus den Kreisen der NSDAP. Danach wurde er schwer verletzt ins Marienkrankenhaus eingeliefert. Die Täter wurden zwar verhaftet, aber nach zwei Tagen wieder sang- und klanglos freigelassen. Der Ortsgruppenleiter der NSDAP verlangte die Versetzung des mutigen Pfarrers.
Ein von Caroli verfasstes Flugblatt, in dem er mit katholischem Gruß zum Gottesdienstbesuch aufforderte, nahmen die örtlichen Nazis im Juli 1935 erneut zum Anlass einer Kampagne gegen ihn. Bei einer Versammlung der Parteigenossen wiegelten Redner die Menge auf, zum Pfarrhaus zu ziehen. Doch Wilhelm Caroli war von Freunden gewarnt worden und hielt sich nicht im Ort auf. Es kam zu einer blutigen Schlägerei zwischen den Nazis und katholischen Rheingönheimern, die sich der Menge entgegen stellten und die Glocken im Kirchturm läuteten. Die Kirche und das Pfarrhaus wurden verwüstet und am Ende die katholischen Verteidiger verhaftet und beleidigt. Schließlich verhängten die Behörden ein Aufenthaltsverbot für Wilhelm Caroli, zunächst für Rheingönheim, für Ludwigshafen und schließlich auch für die Pfalz. Caroli jedoch lehnte einen Wechsel in eine andere Pfarrei ab und besuchte heimlich weiter seine „Schäfchen“. Daraufhin wurde er von seinem Bischof in den Ruhestand versetzt. Wegen Verstoßes gegen das Reichsflaggengesetz – er hatte keine Hakenkreuzfahnen gehisst – wurde er am 16. Juni 1937 vom Sondergericht in Frankenthal zu acht Monaten Gefängnis verurteilt, die er im Landesgefängnis Zweibrücken absitzen musste.
Nach der Entlassung aus der Haft zog Caroli nach Kürrenberg zu einem seiner Brüder. Doch auch dort blieb er unter Beobachtung, ließ aber nicht ab in seinen Mahnungen gegen das Regime. Am 14. Oktober 1941 wurde der Priester nach einer Predigt gegen die Euthanasie wegen „Kanzelmissbrauchs“ verhaftet und nach der Gestapohaft in Koblenz am 18. Februar 1942 schließlich ins Konzentrationslager Dachau verbracht. Der Häftling mit der Nummer 29258 überlebte die KZ-Haft nicht. In der Nacht vom 22. auf den 23. August 1942 starb der 47-Jährige, völlig ausgezehrt durch Hunger und Krankheit.
Wilhelm Carolis Asche, lange Jahre bei einem seiner Brüder in Andernach-Kell aufbewahrt, wurde am 24. November 1996 in einer Vorkapelle „seiner“ Kirche in Rheingönheim beigesetzt. Auch in Trier, wo Caroli seine Priesterlaufbahn begann, ist ein Stolperstein für den mutigen Theologen verlegt worden.
Der Stolperstein für Wilhelm Caroli wurde am 12. März 2008 in der Carolistraße 23 verlegt, vor dem Pfarrhaus der Rheingönheimer St.-Joseph-Kirche.