Wolfgang Fetsch floh 1938 als 14-jähriger mit seiner Mutter nach Japan. Dort hatte der Vater eine Anstellung als Musiker gefunden. Nach dem Ende des Krieges gingen sie von dort aus in die USA.
Recherchiert von Monika Kleinschnitger
Ulrich Wolfgang Fetsch wurde am 8. Dezember 1923 in Ludwigshafen geboren. Seine Eltern waren Hedwig Fetsch, geb. Rosenstiel, und Rudolf Fetsch, Kapellmeister beim Pfalzorchester in Ludwigshafen.
Wolfgang wurde katholisch erzogen, und es wurde alles versucht, um nicht als vermeintlich jüdische Familie in Gefahr zu geraten. Er erlebte seine Kindheit durch den Terror der Nationalsozialisten jäh unterbrochen: keine Freunde, kein Sport – seine Mutter vermutete überall Bedrohungen. In der Ideologie der Nationalsozialisten galt Rudolf Fetsch als Halbjude, Hedwig Rosenstiel war Jüdin und Wolfgang Fetsch Sohn einer Jüdin – somit war die ganze Familie nach 1933 gefährdet.
Rudolf Fetsch erreichte 1937 Japan, Hedwig und Wolfgang konnten noch 1938 fliehen.
Auch Wolfgang Fetsch wurde Musiker und ein gefragter Konzertpianist. Seine Tochter Anita erzählt: „Mein Vater war eingeladen, mit dem Philharmonieorchester Tokio unter dem Dirigat von Manfred Gurlitt ein Klavierkonzert von Mozart zu spielen. Bei dem Besuch in Tokio erlebten Rudolf und Wolfang, dass es für Ausländer kaum Essen gab, keine Geschäfte geöffnet und kaum Vorräte vorhanden waren. Die Stadtbewohner verließen sich ganz auf ihre Angehörigen auf dem Land, um Essen zu erhalten. Vor seinem Solokonzert hatte mein Vater kaum zu essen, auf dem Weg zurück nach Kobe machte ihn der Hunger endgültig krank.“
Nach Kriegsende mussten die Deutschen Japan verlassen. Die letzte Wohnadresse der Familie in Japan war Kobe-shi, Nada-ku, Takaha, Sumida 48. Von dort erreichte sie am 18. Juli 1949 mit der SS Flying Sand die USA. Die Staatenlosen Rudolf, Hedwig und Wolfgang Fetsch stellten am 10. Februar 1950 in Denver, Colorado einen Einbürgerungsantrag. Rudolf starb am 30. November 1974 und Hedwig am 25. Januar 1980 in Stockton, Kalifornien.
Als der Stolperstein verlegt wurde, war Wolfgang Fetsch 94 Jahre alt und lebte in den USA. Seine Tochter Anita Fetsch Felix wurde Geigerin.
Der Stolperstein für Wolfgang Fetsch wurde am 14. Mai 2018 vor dem Wohnhaus in der Lisztstraße 176 verlegt.