Frieda Groll

Hohenzollernstraße 8

Frieda Groll arbeitete als Haushaltshilfe in Mannheim und heiratete dann einen Ludwigshafener Handwerksmeister. Im März 1945 – zwei Wochen vor der Befreiung durch die US-Armee – wurde sie nach Theresienstadt deportiert. Sie überlebte dort das Kriegsende und kehrte nach Ludwigshafen zurück.

Biografie

Recherchiert von Anneliese Sahin

 

Frieda Silberberg wurde am 30. Mai 1892 als Tochter von August Silberberg und Minna Silberberg, geb. Mayer, in Hannover geboren. Sie war Jüdin. Was sie veranlasste, nach Mannheim zu ziehen, geht aus den vorhandenen Unterlagen nicht hervor. Vom 3. Januar bis zum 2. September 1922 arbeitete und wohnte sie im Haushalt der Kaufmannsfamilie Wolf am Kaiserring 48 in Mannheim und wechselte dann als Haushaltshilfe zur Familie des Kaufmanns Alfred Kalter nach E 1,13, wo sie bis zu ihrem Umzug nach Ludwigshafen am 24. Oktober 1930 blieb. Am 5. Oktober 1924 brachte sie ihre Tochter Ruth zur Welt, unehelich, aus der Beziehung zu einem Nichtjuden.

 

Sechs Jahre später, am 4. Dezember 1930, heiratete Frieda Silberberg in Hannover den zwanzig Jahre älteren katholischen Witwer Konrad Groll, Wagnermeister mit eigener Werkstatt in Ludwigshafen, und konvertierte im Oktober 1934 in der St.-Gallus-Kirche in Friesenheim zum Katholizismus. Konrad Groll äußerte sich sehr positiv über seine Frau, sodass man von einer guten Beziehung der beiden ausgehen kann. Die Tochter Ruth Silberberg wuchs inzwischen bei der Familie des Rabbiners Heinrich Loew in Viernheim auf und wurde jüdisch erzogen.

 

Das Pogrom am 9. November 1938 traf die Jüdische Gemeinde Viernheim schwer. Auch Ruth verlor ihre gesamte Habe. Die Familie Loew verließ Anfang 1939 das Land, und die inzwischen 14jährige Ruth zog im März zu Mutter und Stiefvater in die Rohrlachstraße 115, nachdem dem Antrag für einen Kindertransport nach England, den das Jüdische Wohlfahrtsamt Mannheim gestellt hatte, nicht stattgegeben worden war.

 

Im August 1943 starb Konrad Groll im Alter von knapp 71 Jahren im Städtischen Krankenhaus in Ludwigshafen an den Folgen eines Unfalls. Frieda Groll und ihre Tochter verblieben zunächst in der Wohnung in der Rohrlachstraße 115 und zogen im Dezember 1944 um in die Hohenzollernstraße 8. Anfang März waren sie in der Kanalstraße 17 gemeldet. Ab 1944 waren auch bis dahin „privilegierte“ jüdische Ehepartner aus nichtjüdisch-jüdischen Ehen nicht mehr vor Deportationen sicher.

 

Am 9. März 1945, genau zwei Wochen vor der Befreiung Ludwigshafens durch die Amerikaner, wurden Frieda Groll und Ruth Silberberg mit dem Transport III/11 unter den Nummern 22 und 23 mit fünf anderen Ludwigshafener Bürger/-innen und 38 weiteren jüdischen Pfälzer/-innen nach Theresienstadt „verschoben“, wie es die Amtssprache ausdrückte. Frieda Groll kehrte Mitte Juni nach Ludwigshafen in die Hohenzollernstraße 8 zurück. Frieda Groll verdiente ihren Lebensunterhalt wieder als Haushaltshilfe und durch die Vermietung der Werkstatt ihres verstorbenen Mannes und wohnte bis zu ihrem Tod am 1. September 1956 in der Hohenzollernstraße 8 in Ludwigshafen.

Der Stolperstein für Frieda Groll wurde am 28. Oktober 2019 vor dem Wohnhaus in der Hohenzollernstraße 8 verlegt.