Alma Hoecker

Ritterstraße 41

Wenige Tage bevor US-amerikanische Soldaten Ludwigshafen befreiten, wurde Alma Hoecker – zusammen mit ihrer Schwester Gustavine Reichert – in das KZ Theresienstadt deportiert. Sie überlebte und kehrte nach Ludwigshafen zurück.

Biografie

Alma Levy wurde am 13. Dezember 1900 in Ludwigshafen geboren. Sie war die älteste Tochter von Elisabeth und Hermann Levy.

 

Die junge Familie wohnte damals in der Kirchenstraße 29 in Friesenheim (heute Erasmus-Bakke-Straße). Im November 1904 kam Almas Schwester Gustavine zur Welt, und mehr als zehn Jahre später, am 20. Juni 1915, machte die dritte Tochter Mathilde die Familie Levy komplett.

 

Anfang der 1920er Jahre war Alma als Kontoristin tätig. Am 16. September 1922 heiratete sie den katholischen Peter Hoecker, der am 29. April 1900 in der Friesenheimer Sedanstraße geboren war. Laut Heiratsurkunde war er „Bleilöter“, später wurde auch Schlosser als Beruf angegeben. Am 29. Januar 1923 kam der Sohn Edgar zur Welt. Die Familie Hoecker wohnte in den nächsten Jahren wie auch Almas Eltern in der Carl-Clemm-Straße 51.

 

In den 1930er Jahren zogen die Hoeckers um in die Ritterstraße. Alma Hoecker ließ sich katholisch taufen. Die Levys und die Hoeckers waren in Friesenheim verwurzelt, man pflegte eine gute Nachbarschaft. Sie fühlten sich zunächst auch nicht gefährdet, als die Nationalsozialisten an die Macht kamen.

 

Am 22. Oktober 1940 wurden Almas Eltern zusammen mit 178 anderen jüdischen Menschen aus Ludwigshafen in das Lager Gurs in Südfrankreich deportiert. Sie wurden mehrmals in andere Internierungslager verlegt, aber es gelang ihnen, den Krieg in Frankreich zu überleben.

 

In der Zwischenzeit war in Ludwigshafen das Leben für die Hoeckers nicht einfacher geworden. Die nationalsozialistischen Behörden forderten Peter Hoecker mehrfach auf, sich von seiner Frau Alma scheiden zu lassen. Der Sohn Edgar Hoecker wurde am 20. April 1944 verhaftet und als Zwangsarbeiter bei der „Organisation Todt“ im besetzten Frankreich eingesetzt. Im November 1944 gelang ihm die Flucht. Er kehrte nach Ludwigshafen zurück und versteckt sich in der Friesenheimer Nachbarschaft, bis die Stadt am 25. März 1945 von US-Truppen befreit wurde.

 

Während Edgar Hoecker sich versteckt hielt, wurde seine Mutter noch in den letzten Kriegstagen im März 1945 in das KZ Theresienstadt verschleppt. 45 jüdische Menschen aus der Pfalz, in der Mehrzahl Frauen aus sogenannten „Mischehen“, kamen am 14. März 1945 in Theresienstadt an. Alma Hoecker und ihre Schwester Gustavine gehörten zu den sieben Frauen aus Ludwigshafen in diesem Transport. Am 8. Mai wurde das KZ Theresienstadt von der Roten Armee befreit. Eine Typhus-Epidemie verhinderte in den folgenden Wochen, dass das Lager schnell geräumt wurde. Erst im Sommer konnten die Überlebenden, darunter auch Alma und Gustavine, wieder nach Hause zurückkehren.

 

Alma Hoecker verstarb am 8. Oktober 1972 in Ludwigshafen.

Der Stolperstein für Alma Hoecker wurde am 23. April 2024 vor dem Wohnhaus in der Ritterstraße 41  in Ludwigshafen-Friesenheim verlegt.