Edgar Hoecker

Ritterstraße 41

Weil die Mutter Alma aus einer jüdischen Familie in Friesenheim stammte, galt Edgar Hoecker als „Halbjude“ und „wehrunwürdig“. 1944 wurde er verhaftet und musste bei der „Organisation Todt“ im besetzten Frankreich Zwangsarbeit leisten. Beim Rückzug der Wehrmacht konnte er im November 1944 fliehen. Er kehrte nach Friesenheim zurück und musste sich bis zum Ende des Krieges versteckt halten.

Biografie

Edgar Hoecker kam am 29. Januar 1923 als Sohn von Peter Hoecker und Alma, geborene Levy, zur Welt. Die Familie wohnte damals in der Friesenheimer Carl-Clemm-Straße 51.

 

Anfang der 1930er Jahre zogen die Hoeckers um in die Ritterstraße. Die Mutter Alma, die aus einer jüdischen Familie stammte, ließ sich in diesen Jahren katholisch taufen. Die Hoeckers waren in Friesenheim verwurzelt, man pflegte eine gute Nachbarschaft. Sie fühlten sich auch nicht besonders gefährdet, als die Nationalsozialisten an die Macht kamen.

 

Am 22. Oktober 1940 wurden Almas Eltern zusammen mit 178 anderen jüdischen Menschen aus Ludwigshafen in das Lager Gurs in Südfrankreich deportiert. Sie wurden mehrmals in andere Internierungslager verlegt, aber es gelang ihnen, den Krieg in Frankreich zu überleben. In der Zwischenzeit war in Ludwigshafen das Leben für die Hoeckers nicht einfacher geworden. Die nationalsozialistischen Behörden forderten Peter Hoecker mehrfach auf, sich von seiner Frau Alma scheiden zu lassen.

 

Edgar Hoecker galt für die Nationalsozialisten als „Mischling“. Er wurde am 20. April 1944 verhaftet und als Zwangsarbeiter bei der „Organisation Todt“ im besetzten Frankreich eingesetzt. Im November 1944, als die deutsche Besatzung durch den Vormarsch der alliierten Armeen zurückgedrängt wurde, gelang ihm die Flucht. Er kehrte nach Ludwigshafen zurück und versteckte sich in der Friesenheimer Nachbarschaft, bis die Stadt am 25. März 1945 von US-Truppen befreit wurde.

 

Während Edgar Hoecker sich noch versteckt hielt, musste er miterleben, dass seine Mutter noch in den letzten Kriegstagen im März 1945 in das KZ Theresienstadt verschleppt wurde. 45 jüdische Menschen aus der Pfalz, in der Mehrzahl Frauen aus sogenannten „Mischehen“, kamen am 14. März 1945 in Theresienstadt an. Alma Hoecker und ihr Schwester Gustavine gehörten zu den sieben Frauen aus Ludwigshafen in diesem Transport. Am 8. Mai wurde das KZ Theresienstadt von der Roten Armee befreit. Eine Typhus-Epidemie verhinderte in den folgenden Wochen, dass das Lager schnell geräumt wurde. Edgar Hoeckers Mutter konnte erst im Sommer 1945 wieder nach Hause zurückkehren.

 

In den Nachkriegsjahren hatte Edgar Hoecker zeitweilig ein eigenes Bauunternehmen. Er heiratete und bekam einen Sohn Peter. In dieser Zeit war er als Fußballer bei Phoenix Ludwigshafen in der Oberliga Südwest aktiv. Im Oktober 1954 wurde ihm für die Zwangsarbeit bei der „Organisation Todt“ eine Entschädigung von 1280 DM zuerkannt.

Der Stolperstein für Edgar Hoecker wurde am 23. April 2024 vor dem Wohnhaus in der Ritterstraße 41 in Ludwigshafen-Friesenheim verlegt.