Christian Könninger wurde als Angehöriger der Zeugen Jehovas 1936 verhaftet und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Danach verbrachte er neun Jahre in verschiedenen Konzentrationslagern. 1945 wurde er befreit.
Recherchiert von Sarah Klamm
Christian Könninger wurde am 26. September 1881 in Großbottwar geboren und lebte bis zu seiner Verhaftung im August 1936 in Ludwigshafen am Rhein, in der Kaiser-Wilhelm-Straße 76. Er war gelernter Bäckermeister und besaß eine eigene Bäckerei in der Wilhelm-Busch-Straße 2 in Ludwigshafen, die er an seinen Sohn vermietet hatte. Mit seiner Frau Elisabeth, geborene Stückrad, die er am 13. August 1905 geheiratet hatte, hatte er neun Kinder. Könninger gehörte seit 1916 der Internationalen Bibelforscher Vereinigung (IBV) an.
Gemäß einem Auszug aus dem Strafregister vom 23. Oktober 1936 sind gegen Könninger bis zu diesem Zeitpunkt keine Einträge oder Verurteilungen vermerkt. Seit dem 5. August befand sich Christian Könninger aufgrund einer Aussage seiner Nachbarin Frau E. im Amtsgericht in Ludwigshafen in Untersuchungshaft. Frau E. hatte der Polizeidirektion Ludwigshafen eine Broschüre der IBV überbracht, die sie unter ihrer eigenen Fußmatte gefunden hatte. Die Polizei Ludwigshafen durchsuchte daraufhin wurden alle umliegenden Wohnungen und stellte weitere Broschüren der IBV sicher. Bei der Durchsuchung der Wohnung Christian Könningers wurden unter einer Fußmatte zwei Schriften der IBV gefunden.
Nach mehreren Verhören gab Christian Könninger zu, dass er Flugschriften der IBV gelesen und verteilt hatte. Am 11. November 1936 verurteilte ihn das Sondergericht Frankenthal zu neun Monaten Haft, die er mit Anrechnung der Untersuchungshaft am 27. Mai 1937 verbüßt hätte. Aber schon am 16. April 1937 ordnete die Gestapo Neustadt an der Weinstraße an, dass Christian Könninger nach seiner Haftverbüßung als „Bibelforscher“ in Schutzhaft genommen und in das KZ Dachau überführt werden sollte. Außerdem musste Christian Könninger stets den Lila-Winkel auf seiner Kleidung in Höhe der Brust tragen. Der Lila-Winkel war ein vom nationalsozialistischen Regime 1936 eingeführtes Zwangskennzeichen für Anhänger der Bibelforscher.
Nach neun Jahren Haft in den Konzentrationslagern Lichtenburg in Prettin an der Elbe, Buchenwald, Flossenbürg und in der Außenstelle Bäckerei Röttgen in Erbendorf bei Reuth befreiten ihn die Alliierten im Jahr 1945. Sein zu Beginn der Inhaftierung zwangsweise abgegebenes Eigentum wurde am 18. Mai 1946 an die „Spanier“ (ITS, 2017, Foto-Nr. 289) ausgeliefert. Christian Könningers Ehefrau verstarb am 23. Dezember 1953. Er heiratete im Alter von 76 Jahren in Bad Bergzabern erneut. Sein Todesdatum ist nicht bekannt.
Der Stolperstein für Christian Könninger wurde am 14. Mai 2018 vor dem Wohnhaus in der Kaiser-Wilhelm-Straße 76 verlegt.