Isidor Lefor betrieb eine Eisenwarenhandlung in der Ludwigshafener Schulstraße. Nach der Pogromnacht 1938 wurde er sechs Wochen im KZ Dachau festgehalten. Im Oktober 1940 wurde er nach Gurs deportiert. Von dort verschleppte man ihn 1942 nach Auschwitz, wo er ermordet wurde.
Auskunft der Tochter Edith Riemer, August 2009
Der Name Lefor war in den zwanziger und dreißiger Jahren in Ludwigshafen ein Begriff, denn Isidor Lefor betrieb gemeinsam mit Max Greilsamer die Eisenwarenhandlung Greilsamer und Lefor in der Schulstraße 8. Der am 11. Februar 1881 im thüringischen Bachfeld geborene Kaufmann heiratete 1920 die ebenfalls aus Thüringen stammende zwölf Jahre jüngere Margarete Kahn, genannt Grete. Beide hatten im ersten Weltkrieg gedient, er an der Front, sie beim Roten Kreuz. Ein Jahr nach der Hochzeit wurde Tochter Edith geboren. Die Familie wohnte in der Schützenstraße 19 zunächst in einem einzigen Zimmer in einer Vier-Zimmer-Wohnung, da Wohnraum knapp war. Als die Wohnungsinhaberin starb, bezog die junge Familie die gesamte Wohnung.
Lefor hatte drei Brüder, von denen zwei jung starben. Der älteste Bruder lebte in Frankfurt und fiel später ebenfalls den Nationalsozialisten zum Opfer. Isidor Lefor arbeitete in Ludwigshafen zunächst bei der Eisenwarenhandlung Gimbel und Neumond, bevor er sich selbstständig machte. Er war bei den Freimaurern. Seine Tochter Edith bezeichnete ihre Familie als „konservative Juden“, die die jüdischen Feiertage einhielten und koscher lebten. Wiederum erinnert sie sich an „wundervolle Weihnachtsfeiern“, die die Familie mit den Freimaurern feierte.
Isidor Lefor wurde nach der Reichspogromnacht wie viele andere männliche Juden verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau gebracht. Seine Familie wusste nichts von seinem Verbleib, bis er sechs Wochen später, gezeichnet von einem schweren Herzinfarkt, zurückkam. Die Familie wurde gezwungen, ihre große Wohnung aufzugeben und in die Wredestraße 9 zu ziehen, wo sie sehr beengt lebten. Die Eltern ahnten wohl, was noch bevorstand. Als sich die Gelegenheit bot, die inzwischen 17-jährige Edith mit einem Kindertransport nach England zu schicken, zögerten sie nicht. „Das Letzte, was ich von meinen beiden Eltern sah, war, wie sie am 5. Januar 1939 auf dem Bahnsteig standen und mir zum Abschied winkten“, erinnert sich Edith Riemer.
Isidor und Grete Lefor wurden am 22. Oktober 1940 mit den anderen pfälzischen und badischen Juden ins südfranzösische Lager Gurs deportiert. Dort starb Grete Lefor am 8. Februar 1942 nach langer Hungerzeit. Am 12. August 1942 wurde der 61-Jährige Isidor Lefor nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Der Stolperstein für Isidor Lefor wurde am 3. Mai 2010 vor dem Wohnhaus in der Schützenstraße 19 verlegt.