Georg Pister arbeitete als Rheinschiffer. Weil er kommunistische Schriften nach Deutschland geschmuggelt hatte, wurde er 1938 wegen Hochverrats verhaftet und zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Befreiung aus dem KZ Ebensee überlebte er nur um wenige Tage.
Recherchiert von Renate Bauer
Georg Pister war seit seiner Kindheit freireligiös und wie mehrere seiner Geschwister politisch interessiert. Er wurde am 22. August 1897 in Ludwigshafen geboren. Nach vier Jahren Volksschule und vier Jahren Oberrealschule zuerst im Büro tätig, zog es ihn früh aufs Schiff. Er war Soldat im ersten Weltkrieg. Nach Anheuerungen auf englischen und französischen Schiffen befuhr er schließlich den Rhein und Lebensmittelpunkt wurde wieder Ludwigshafen. Er heiratete 1919, bekam eine Tochter. 1931 trat er in die KPD ein und 1938 wurde er Mitglied im kommunistischen Rheinschiffer-Verband, der seinen Sitz in Straßburg hatte. Er brachte kommunistische Schriften gegen Hitler aus Antwerpen nach Deutschland, warb für den Rheinschiffer-Verband und berichtete ihm über die Aufmärsche der deutschen Armee an der französischen Grenze.
Am 6. 11. 1938 wurde er in Kehl verhaftet. Sein Prozess fand vor dem Volksgerichtshof in Berlin statt. Dort wurde er zu vier Jahren Zuchthaus wegen Hochverrat, lebenslänglichem Zuchthaus wegen Landesverrat und Aberkennung der bürgerlichen Rechte auf Lebenszeit verurteilt. Ab 13. November 1943 war er nach Aufenthalt in verschiedenen Gefängnissen im KZ Mauthausen, dort zeitweise in den Außenlagern Wels II und Ebensee.
Während seiner Haft starb seine Tochter und seine Ehefrau ließ sich scheiden, wobei sie im Prozess gegen ihn ausgesagt hatte. Ab 1944 verlor die Familie – er hatte im Briefwechsel mit seinem Bruder Wilhelm und dessen Ehefrau Josefine und weiteren Geschwistern gestanden – den Kontakt mit ihm und ging von seiner Ermordung im KZ aus. Georg Pister aber erlebte in Ebensee die Befreiung dieses KZs durch die US-Streitkräfte am 6. Mai 1945. Er wurde am 22. Mai 1945 ins Lazarett Alt-Aussee gebracht und verstarb dort am 27. Mai 1945. Später wurden seine Gebeine zusammen mit denen anderer Häftlinge exhumiert und auf den Gedenkfriedhof der Gedenkstätte KZ Ebensee beigesetzt.
Der Stolperstein für Georg Pister wurde am 14. November 2016 vor dem Wohnhaus am Ludwigsplatz 6 verlegt.