Werner Rauner

Wredestraße 16

1940 wurde Werner Rauner im Alter von fünf Jahren mit seinen Eltern nach Gurs in Südfrankreich deportiert. Das jüdische Kinderhilfswerk OSE konnte ihn aus dem Lager retten. Er wurde zunächst in Frankreich versteckt. 1943 gelang ihm mit Unterstützung die Flucht in die Schweiz.

Biografie

Text: Melina Rumpf und Klasse 10a 2023/24 PvD Schifferstadt

 

Am 26. Januar 1935 wurde Werner Rauner in Mannheim geboren und lebte bis zu seinem vierten Lebensjahr als Einzelkind mit seinen Eltern in Ludwigshafen in der Wredestraße 16. Seine Mutter hieß Therese Rauner (geb. 23.2.1902 in Karbach, Unterfranken), geborene Schloss, und sein Vater hieß Leopold Kurt Rauner (geb. 2.1.1897 in Ludwigshafen) und war von Beruf Mehlhändler. Die Familie war jüdischen Glaubens.

 

Der 9. November 1938 ist der Tag, an dem organisierte Schlägertrupps jüdische Geschäfte und Synagogen in Brand setzten. Tausende Jüdinnen und Juden wurden misshandelt, verhaftet oder getötet. In dieser Reichspogromnacht (Pogrom ist die systematische Ausschreitung gegen religiöse oder nationale Minderheiten) wurde auch Werners Vater von den Nationalsozialisten in das Konzentrationslager Dachau verschleppt. Er kehrte nach zweieinhalb Wochen zurück. Mit ihm wurden 62 weitere Männer aus Ludwigshafen deportiert und in Dachau drangsaliert und gefoltert. Zu diesem Zeitpunkt war Werner gerade dreieinhalb Jahre alt. In einem Zeitzeugeninterview von 1995 erzählt Werner, dass er in dieser Nacht alleine war. Seine Mutter war im Krankenhaus und sein Vater wurde von Truppen der SS abgeholt. Familienangehörige und Nachbarn haben sich um ihn gekümmert.

 

Am 22. Oktober 1940 wurden Werner, Therese und Leopold Kurt Rauner in das Internierungslager Gurs in Südfrankreich verschleppt. Werner kam zusammen mit seiner Mutter in den Trakt für Frauen und Kinder. Beide waren vom Vater und Ehemann, der in den Männertrakt kam, getrennt. 1941 wurde Werner Rauner wurde vom jüdischen Kinderhilfswerk OSE (OEuvre de secours aux enfants) bzw. den Quäkern (freikirchlichen Protestanten), die sich unter anderem dafür einsetzen, Diskriminierungen zu verhindern, aus dem Internierungslager Gurs gerettet. Seit Januar 1942 war Werner in dem Kinderheim ›Château Chabannes‹ untergebracht. Die Nationalsozialisten deportierten Werners Mutter, Therese Rauner, am 4. September 1942 durch die Vichy-Polizei von dem Durchgangslager Drancy in das Vernichtungslager Auschwitz. Auch sein Vater, Leopold Kurt, wurde fünf Tage später in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.

 

Zusammen mit ungefähr vierzig anderen Kindern wurde Werner Rauner von Georges Loinger über die Rettungslinie der Hilfsorganisationen OSE, CIMADE, MJS und EIF an die Grenze zur Schweiz bei Genf gebracht. Am 3. Mai 1943 kam er in der Schweiz an. Dort wurde er vom Internationalen Roten Kreuz in Empfang genommen und in einer verwandtschaftlichen
Pflegefamilie untergebracht.

 

Nachdem Werner Rauner fünf Jahre lang in der Schweiz gelebt hatte, durfte er 1948 als 13jähriger zu Verwandten nach Südafrika ausreisen. Er baute sich ein neues Leben auf. Zehn Jahre später heiratete er am 14. Dezember 1958 Jeanette Frankel, in Südafrika. Sie bekamen zwei Töchter: Kathryn und Beverly. Im Zeitzeugeninterview berichtete Werner vom frühen Verlust der Eltern. Da er seinen Vater schon sehr früh verloren hatte, fiel es ihm schwer, seinen beiden Töchtern Kathryn und Beverly seine Zuneigung zu zeigen. Die dramatischen Ereignisse in der Kindheit hatten ihre Spuren hinterlassen.

 

Am 28. Januar 2004 starb Werner Rauner in Johannesburg, Südafrika.

Der Stolperstein für Werner Rauner wurde am 2. Juli 2024 vor dem Haus in der Wredestraße 16 verlegt.