Amalia Singer

Prinzregentenstraße 45

Amalia Singer war noch kein Jahr alt, als sie mit ihren Eltern nach Ludwigshafen kam. Mitte der 1930er Jahre konnte sie zusammen mit ihren Schwester Helene nach Palästina ausreisen.

Biografie

Am 22. Januar 1923 wurde Amalia Singer im polnischen Oswiecim geboren. Bald danach gingen ihre Eltern Ernestyne und Bernhard Singer mit ihr nach Ludwigshafen. Dort kamen ihre Geschwister Helena, Adolf, Rahel und Felicitas 1924, 1925, 1928 und 1930 auf die Welt.

 

Mitte der 1930er Jahre gelang es den beiden älteren Mädchen Amalia und Helena nach Israel auszureisen. Seit 1933 setzte sich eine jüdische Flüchtlingshilfsorganisation, Alijah genannt, für die Ausreise jüdischer Kinder aus Deutschland ein. Mit Amalia und Helena Singer fuhren rund 50 Mädchen und Jungen aus ganz Deutschland mit der Bahn in die italienische Hafenstadt Triest. Ein Schiff transportierte sie nach Palästina, dem späteren Israel. Die Eltern und die jüngeren Geschwister wurden 1938 nach Polen ausgewiesen. Von ihnen hat niemand überlebt.

 

„Weil mein Dialekt fast alle zum Lachen brachte, habe ich auf der Reise und in der ersten Zeit in Israel kaum Deutsch gesprochen“, erinnerte sich Amalia Singer, die in der neuen Heimat den Namen Muli Rom angenommen hatte. Mehrere Mitglieder ihrer Familie waren schon früher aus Deutschland nach Palästina ausgewandert. Sie lebte bei einer Tante in einem kleinen Dorf. „Der Verlust meiner Familie war deshalb nicht sehr fühlbar“, berichtete sie, „zwar kamen später Briefe vom Roten Kreuz zurück, aber viel mehr wussten wir nicht“. Auch in Israel hatte sie sich später kaum mit dem Holocaust auseinandergesetzt. „Ich habe mir das Thema Familie, Lager, Krieg, alles damit Zusammenhängende fern gehalten. Keine Bücher, keine Filme“. Sie heiratete und bekam drei Mädchen. 1997 besuchte sie Ludwigshafen – obwohl sie die Stadt eigentlich nie mehr sehen wollte.

Der Stolperstein für Amalia Singer wurde am 22. November 2007 vor dem Wohnhaus in der Prinzregentenstraße 45 verlegt.